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Gesundheitsrisiko Armut

Gesundheitsrisiko Armut

Beginnt Diabetes im Geldbeutel?

Ist Gesundheit eine Frage des Geldes? Experten sehen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen  Armut, Übergewicht und Diabetes Typ 2. Sie fordern die Umsetzung eines umfangreichen Maßnahmenpakets.

15 Prozent der Deutschen leben in Armut. „Zu dieser Gruppe zählt nahezu jedes fünfte Kind, über 40 Prozent der Alleinerziehenden und fast 60 Prozent der Erwerbslosen“, berichtet Prof. Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Doch damit nicht genug. Der kürzlich veröffentlichte Armutsbericht 2016 beweist: Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander. Das zeigt sich auch im Gesundheitsbereich: Schon jetzt leben in Deutschland Zugehörige der obersten Gehaltsklasse acht bis zehn Jahre länger als die der untersten.

Armut erhöht Risiko für Diabetes

Armut lässt sich auf der Landkarte orten. Besonders betroffen sind Bürger in Ruhrgebiet, Bremen, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Köln und Düsseldorf. Die Bewohner benachteiligter Regionen haben ein um 20 Prozent erhöhtes Risiko für Fettleibigkeit und erkranken mit um 30 Prozent größerer Wahrscheinlichkeit an Diabetes Typ 2, weiß Prof. Danne. Schuld daran tragen ihre Lebensumstände, die von Arbeitslosigkeit, Geldsorgen und unattraktiven Freizeitbedingungen geprägt sind.

Gesunde Ernährung ist eine Kostenfrage

Bei der gesunden Lebensweise spielt die Ernährung eine Schlüsselrolle. Doch gerade sie erweist sich als Kostenfrage. „Während Familien mit hoher Bildung und hohem Haushaltseinkommen häufiger frische Lebensmittel zubereiten, essen Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen eher kostengünstige, verarbeitete und hochkalorische Mahlzeiten mit ungünstigem Nährwertprofil – zu fettreich, zu süß und zu salzig“, klagt Prof. Danne. Auch sind ärmere Kinder seltener sportlich aktiv. In Summe führt dies dazu, dass sie doppelt so häufig an Übergewicht leiden als ihre finanziell besser gestellten Gleichaltrigen. Übergewicht wiederum begünstigt bekanntlich Diabetes Typ 2.

„Health-in-all-Policies“ soll Gesundheitsrisiko senken

„Wer heute gesundheitliche Chancengleichheit herstellen will, muss auch den Zugang zu Gesundheit verbessern“, betont Prof. Danne. Im Namen der Deutschen Diabetes-Hilfe plädiert er für die bundesweite Umsetzung der „Health-in-all-Policies“. Die Empfehlung der World Health Organisation (WHO) und der Vereinten Nationen stellt klare Forderungen: mindestens eine Stunde Bewegung pro Tag, Qualitätsvorschriften für die Schülerernährung, eine Zucker- und Fett-Steuer sowie ein Werbeverbot für gesundheitsschädliche, speziell für Kinder hergestellte Lebensmittel.

Mehr Informationen zur sozialen Ungleiichheit iund Diabetes Typ 2 finden Sie in dem Positionspapier der deutsches DiabetesDE-Hilfe.

Kampagne "Diabetes stoppen - jetzt!"

| Susanne Schmid/Deutsche Diabetes-Hilfe ; Bildrechte: